Webhosting für WordPress – Was sollte man bei der Auswahl eines Webhosting-Paketes beachten?
Wie der Titel schon sagt geht es hier um die Funktionen und Eigenschaften die ein gutes Webhostingpaket für eine WordPress Website mitbringen sollte.
Bei meiner Arbeit mit WordPress unterstütze ich meine Kunden natürlich auch bei der Auswahl und der Konfiguration ihres Webhosting-Paketes. Kunden, die noch keinen eigenen Webspace haben, lassen sich von mir beraten, welches Paket von welchem Provider am besten für ihre WordPress-Website geeignet ist. Und für Kunden, die bereits eine Website haben, prüfe ich, ob das bestehende Webhosting-Produkt für den Betrieb eine WordPress-Website geeignet ist. Gelegentlich kommt es auch vor, dass Kunden sich bereits ein Webhosting-Paket bestellen, noch bevor sie einen Webdesigner beauftragt haben. Und dabei kommt es hin und wieder zu Fehlgriffen, weil die technischen Anforderungen an die zukünftige Website bzw. an WordPress generell gar nicht bekannt sind.
Hiermit möchte ich allen, die auf der Suche nach einem passenden Webhosting-Paket für Ihre WordPress-Website sind, einen kleinen Leitfaden an die Hand geben, worauf bei der Providerauswahl geachtet werden soll.
Inhalt
- Basics
- Speicherplatz
- Leistung
- Support
- Weitere Features & Merkmale
- Überflüssige Features
- Fazit und Empfehlung
Basics
WordPress ist eine Blog-Software, welche in der Skriptsprache PHP geschrieben ist und ihre Inhalte in einer MySQL-Datenbank speichert. Die Mindestvoraussetzungen laut WordPress.orgsind:
- PHP 5.2.4 oder höher
- MySQL 5.0 oder höher
- mod_rewrite-Modul des Apache-Webservers
Darüber hinaus muss das Webhosting-Paket natürlich Webspace (Speicherplatz auf dem Server) beinhalten, auf den man mit einem FTP-Programm zugreifen kann.
Diese Anforderungen erfüllt mittlerweile fast jeder Provider aber natürlich gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Anforderungen und Empfehlungen.
Speicherplatz
Für die WordPress-Software werden nur wenige MB benötigt. Der tatsächliche Bedarf an Speicherplatz hängt stark vom Umfang und der Art der Inhalte ab, die auf der Website dargestellt werden. Für einen Blog, der größtenteils aus Texten besteht, genügt Speicherplatz im MB-Bereich. Aber viele große Bilder, PDFs, Videos und andere Medien können sich zu wahren Speicherfressern entwickeln. Für eine große Website mit vielen Inhalten können durchaus 2–3 GB Speicherplatz benötigt werden. Bei Bildern ist zu beachten, dass WordPress automatisch für jedes hochgeladene Bild mehrere Versionen in verschiedenen Größen erstellt und man als Speicherplatz ungefähr zwei Mal die Größe des hochgeladenen Bildes benötigt. Ein paar Beispiele:
- pabstwp.de – viel Text, einige Bildergalerien: 300 MB
- notizen.matthiaspabst.de – wenig Text, viele kleine Bilder: 100 MB
- pabst-photo.com – viele große, unkomprimierte Fotos: 500 MB
In die Berechnung des Speicherplatzbedarfs sollten außerdem folgende Überlegungen eingehen:
- Wird eine Kopie der Website für Testzwecke benötigt? Schon wird doppelt so viel Platz benötigt.
- Sollen neben den providerseitigen Backups auch eigene Backups erstellt werden? Bei 10 Vollbackups ist das Zehnfache der Website-Größe notwendig! Mit intelligenten Backupstrategien kann man diese Bedarf jedoch auf ein vernünftiges Maß reduzieren und beispielsweise Datenbanken täglich und Dateien nur wöchentlich sichern.
- Soll in naher Zukunft eventuell noch weitere Websites im gleichen Webhosting-Paket laufen? Dann sollten man noch ein paar Hundert MB Reserve einplanen.
Viele Hosting-Provider bieten mittlerweile selbst im unteren Preissegment Speicherplatz von 5–10 GB. Das sollte für eine “normale” Website völlig ausreichend sein.
Leistung
Je nach dem, wie viel Traffic man auf seiner Website erwartet, sollte man sich für eine Hosting-Variante entscheiden. Für kleine WordPress-Blogs mit wenig bis durchschnittlich vielen Besuchern genügt ein günstiges Shared-Hosting-Paket, bei dem viele Websites sich die Resourcen eines physischen Servers teilen. Für größere Projekte mit viel Traffic und hohen Ansprüchen an Performance und Ausfallsicherheit ist ein Virtual Server oder gar ein Dedicated Server zu empfehlen. Auf solchen Servern bekommt man garantierte Resourcen (Arbeitsspeicher, Rechenleistung) und ist auch vor Ausfällen, die durch andere Websites verursacht werden, besser geschützt. Ein Virtual Server ist auch für Websitebetreiber empfehlenswert, die mehrere Projekte realisieren wollen, und darüber hinaus noch ein paar Extra-Features wie Cronjobs, ein höheres PHP-Memory-Limit oder einen SSH-Zugang benötigen.
An dieser Stelle noch ein Wort zum PHP-Memory-Limit: dieses Limit besagt, wie viel Arbeitsspeicher PHP für die Abarbeitung von Skripten verwenden darf. Eine WordPress-Installation mit ein paar kleinen Plugins kommt mit ca. 40 MB aus. Bei der Verwendung von umfangreichen Plugins wie WPML, GravityForms und/oder Themes mit vielen Theme-Optionen und zusätzlichen Inhaltstypen können aber schnell mal 50–100 MB fällig werden. Ich empfehle daher mittlerweile immer Pakete mit 128 MB PHP-Memory-Limit. Den Speicherverbrauch seiner WordPress-Website kann man sich mit dem Plugin WP-Memory-Usage von Alex Rabe anzeigen lassen.
Die gängigen Webhosting-Produkte enthalten meist auch die Option, Postfächer und E-Mail-Adressen mit der eigenen Domain anzulegen und über IMAP, POP oder einen Webmailer zu nutzen. Hier wird oft damit geworben, dass man 500 oder 1000 oder noch mehr E-Mail-Adressen anlegen und verwenden darf. In meinen Augen ein völlig blödsinniges Verkaufsargument. Viel wichtiger finde ich die Größe der Postfächer und die Konfiguration. Bei einem guten Webhoster sind Postfächer min. 2 GB groß und dürfen bei Bedarf auch (ggf. gegen Aufpreis) vergrößert werden. Oft gibt es die nützliche Option, den insgesamt im Paket zur Verfügung stehenden Speicherplatz selbst auf Webspace und E-Mail-Konten aufzuteilen. Ansonsten finde ich es wichtig, dass IMAP unterstützt wird und E-Mails verschlüsselt (SSL/TLS) übertragen werden können. Wer einen anderen E-Mail-Dienst mit der eigenen Domain nutzen möchte (z.B.Google Apps für Unternehmen), sollte darauf achten, dass der MX-Record im Nameserver änderbar ist. Des Weiteren sollten Spamfilter und Virenscanner nutzbar sein.
Support
Ein sehr wichtiges Thema, dem oft zu wenig Beachtung geschenkt wird: der Support. Die meisten Webhosting-Provider bieten verschiedene Support-Möglichkeiten an: Foren, FAQs, E-Mail-Support, Telefon-Support. Letzter ist je nach Paket ggf. kostenpflichtig, bietet aber meist die beste Hilfe, weil weniger Missverständisse entstehen. Leider lässt sich die Qualität des Supports nicht so leicht aus der Produktbeschreibung ablesen wie beispielsweise die Größe des Speicherplatzes. Daher ist es wichtig, sich Meinungen und Empfehlungen von anderen Kunden zu holen. Dies können Freunde, Bekannte, Blogger oder der Webdesigner des Vertrauens sein. Einen guten Support macht für mich aus, wenn ich auf eine E-Mail-Anfrage innerhalb eines halben Tages eine qualifizierte Antwort erhalte (nicht nur einen Link zu irgendeinem FAQ-Eintrag) oder auch mal nachts um 1 Uhr telefonisch Hilfe bekomme. Im besten Fall kennen sich die Support-Mitarbeiter auch gut mit WordPress aus.
Weitere Features & Merkmale
Einige weitere Features, die man für den Betrieb von WordPress benötigen kann, sind:
- Backup: Der Webhosting-Provider sollte kostenlos Backups aller Daten (Dateien, Datenbanken, E-Mails) der letzten 14 Tage vorhalten können. Wer darüber hinaus noch eigene Sicherungen seiner Website benötigt, kann diese natürlich mit einem WordPress-Plugin erstellen. Tipp: BackWPup.
- Logfiles: Für die Fehlersuche ist es sehr praktisch, wenn man auf die Logfiles der letzten Tage Zugriff hat.
- Cronjobs: Nützlich, um regelmäßige Aufgaben unabhängig von WordPress zu erledigen. Beispiel: tägliche Datenbank-Backups mit dem MySQL-Dumper.
- SSH-Zugang: Einige Aufgaben lassen sich effizienter über die Konsole erledigen. Beispiele: Dateien und Verzeichnisse kopieren, verschieben, (ent-)packen.
- Nameserver: Der Zugriff auf Nameserver-Einträge kann z.B. erforderlich sein, wenn Website-Daten und Domain bei unterschiedlichen Providern liegen oder ein externer E-Mail-Dienst genutzt werden soll (siehe auch Kap. “E-Mail”).
- Zugänge: Ein Provider sollte die Möglichkeit anbieten, mehrere FTP-Konten und zusätzliche Benutzer für den Webhosting-Account mit eingeschränkten Rechten anzulegen.
- Sicherheit: Das Schützen von Verzeichnissen via .htaccess sollte in keinem Webhosting-Paket fehlen.
- Eigene IP-Adresse: Enthält das Paket eine eigene IP-Adresse, kann man zusätzliche Services wie z.B. SSL-Zertifikate nutzen.
- Updates: Updates für die Server-Software (Apache, PHP, MySQL) sollten vom Provider regelmäßig und zeitnah installiert werden. Diese Updates sind nicht nur aus Sicherheitsgründen wichtig sondern auch, um den Kunden neue Features zu bieten und die Mindestvoraussetzungen für WordPress zu erfüllen. Nicht zu verwechseln mit WordPress-Updates!
- Überschaubare Vertragslaufzeiten: Webhosting-Produkte sollten monatlich oder wenigstens quartalsweise kündbar sein. So kann man bei Nicht-Gefallen oder geänderten Anforderungen zügig zu einem anderen Provider wechseln. Gut ist dennoch, wenn man optional gegen eine kleine Ersparnis die Vertragslaufzeit auf längere Zeiträume festlegen kann.
- Upgrade-Möglichkeit: Der Wechsel in andere Pakete sollte problemlos und kostenlos möglich sein.
Überflüssige Features
Webhoster bieten meist noch eine ganze Reihe weiterer Features an, von denen man auf einige getrost verzichten kann. Was ich z.B. nie nutzen werde:
- 1-Click-Installation und providerseitige Aktualisierung von WordPress. Ich möchte die volle Kontrolle über meine WordPress-Installation und installiere und aktualisiere daher selbst.
- Homepage-Baukasten, Gästebuch, Shop, Bannerwerbung & Co. Erübrigt sich alles, wenn man mit WordPress arbeitet.
- Statistiken: Die serverseitigen Statistiken (z.B. Webalizer) sind meist wenig aussagekräftig und unübersichtlich und helfen nur bedingt bei der Content-Optimierung. Für Statistiken nutzt man besser Google Analytics, Piwik oder ähnliche Dienste.
Fazit und Empfehlung
Bei der Auswahl eines Webhosting-Pakets für WordPress gibt es einiges zu beachten und man sollte sich vorher gründlich informieren. Ich empfehle hier noch einmal, vor dem Kauf Freunde, Bekannte, Kollegen oder Webdesigner/-Admins zu fragen und sich an deren Empfehlungen und Erfahrungen zu orientieren. Auf keinen Fall sollte man bei der Auswahl auf Schnäppchenjagd gehen und beim erstbesten Supersonderangebot für 1,99 € pro Monat mit 24 Monaten Vertragslaufzeit zuschlagen. Das rächt sich meistens.
Ich empfehle zur Zeit die Produkte von Host Europe, da ich in den letzten Jahren mit meinen eigenen WordPress-Websites und vielen Kunden-Websites nur positive Erfahrungen gesammelt habe (mit Dedicated und Virtual Servern und WebPacks). Die Produkte sind für gute Preise hervorragend konfiguriert und der Support ist einfach Spitze. Für einzelne, normal große Websites empfehle ich das Webhosting Premium für monatlich 9,99 € und für höhere Ansprüche an Platz und Leistung einen WebServer Basic (vorm. Virtual Server Managed) ab 19,99 € pro Monat. (Stand der Preise: Februar 2015).
Fragen, Anregungen und Empfehlungen? Ab in die Kommentare!